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Wieder unterwegs

Ich bin wieder in Thailand. Nach dem Trubel der letzten Wochen in Neuseeland und der Unsicherheit was denn nun werden soll, freue ich mich darauf, noch einige Wochen das freie Leben auf Reisen genießen zu können. Zurück auf dem asiatischen Kontinent. Hier hat alles begonnen. Mein erster Trip ganz allein, ganz unvorbereitet, ohne Erwartungen aber dann ziemlich großartig. Kaum gelandet in Bangkok fühlt sich alles wieder so leicht und unbeschwert an. Ich schlendere lächelnd durch den Terminal, glücklich, fast euphorisch und mit Vorfreude auf eine gute Zeit. Auf diesen Augenblick habe ich lange hingefiebert. Wieder die tropische Hitze zu fühlen, für einen Euro eine wunderbare Mahlzeit haben, nicht viel tun oder überlegen zu müssen. Jetzt bin ich da, aber aufgeregt bin ich nicht mehr. Mittlerweile weiß ich, wie die Dinge funktionieren, oder eben nicht funktionieren. Das Reisen ist für mich zu einem natürlichen Bestandteil meines Lebens geworden, und alles was dazugehört, bewältige ich völlig selbstverständlich. Aber angesichts des dampfenden Teller Pad Thais vor mir auf dem Tisch rücken solche Gedanken für einen Moment in den Hintergrund. Kop khun ka!

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Danke Neuseeland

Fünf Monate weg von daheim. Zeit für ein Zwischenresümee. Obwohl meine Reise noch längst nicht beendet ist, habe ich schon jetzt mehr erreicht, mehr gelernt, mehr entdeckt als ich mir je hätte vorstellen können. Ich bin auf die andere Seite der Erde gereist um herauszufinden was ich mit meinem Leben anstellen möchte. Diese Reise war zunächst vielmehr Mittel zum Zweck. Ich hatte mir überlegt, einen Agenturjob zu finden, in Auckland oder Wellington, vielleicht ein Zimmer oder ein Apartment zu mieten, und mit einem netten Plus nach Hause zu kommen. Gestalter werden hier gut bezahlt. Letztendlich kam alles anders. Die Jobs die ich hier hatte, einer im Café und ein anderer auf einer Farm, haben nichts mit dem zu tun was ich gemacht habe oder machen möchte. Trotzdem haben sie mir eine wichtige Erkenntnis geliefert. Dass es mir nicht darum geht, Karriere zu machen, zumindest jetzt nicht, dass auch weniger Geld zum Leben reicht solange ich frei bin.

Freiheit. Ich habe ein Auto in dem ich schlafen kann. Alle meine Besitztümer passen in einen Rucksack und eine Plastikbox. In meiner Wohnung wartet eine Menge Zeug auf mich, Dinge die mir kurzzeitig Freude gemacht habe. Ich brauche nichts (mehr) davon. Ich bin glücklich mit dem was ich habe und was ich bin. Ich habe ein paar Kilos verloren, alle Muskeln sind kräftig und gestrafft von der Arbeit auf dem Feld, meine Haut ist sonnenbraun, die Haare sind hell und strohig vom Meerwasser. In zwei Wochen werde ich 25 und ich fühle mich schöner als je zuvor.

Ich stehe morgens um sieben mit dem Gefühl auf, dass ich etwas Gutes zu diesem Tag beitragen kann. Ich spreche ständig Englisch und feile weiter an meinem Akzent. Ich habe eine spirituelle Seite an mir entdeckt; etwas das schon lange da war, ich aber nicht ausformulieren konnte. Ich habe Menschen kennengelernt, die für einen Moment Teil meines Lebens geworden sind und deren Präsenz noch weit in meine Zukunft hineinstrahlen wird.

Diese Liste ließe sich endlos weiterführen und wäre dennoch nicht vollständig. Zwischen den Zeilen geschehen viele kleine Dinge deren Bedeutung gegenwärtig noch gar nicht greifbar ist.

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Massagestuhl / Wirre Beobachtungen

Ich sitze auf einem bunten Liegestuhl in der Soi Rambuttri, den Kopf in den Nacken gelegt, durch die halb geschlossenen Augen wirkt alles unscharf. Wie tapfere, schweigsame Diener reihen sich die gepolsterten Holzstühle hier aneinander, geduldig wartend auf neue Kunden. Über meiner Stirn dreht ein rostiger Ventilator seine Runden und bläst etwas Luft durch die kräftigen Blätter der Banyanbäume. Hier hinten ist es seltsam ruhig, der Lärm der Khao San nur wenige Dutzend Meter entfernt. Einige Laternen und das dumpfe Neonlicht des Ladens auf der anderen Straßenseite erhellen den Ort. Eine runzelige Frau kniet vor mir, reibt ihre Fingergelenke mit kräftigem Druck über die Oberseiten meiner Füße. Dass die beiden dunkelroten, krustigen Stellen darauf immer größer werden bemerkt sie nicht. Wahrscheinlich ist es ihr egal. Sie schaut nicht einmal hin. Etwas gelangweilt sieht sie aus, bilde ich mir ein. In Thailand gelten die Füße als unreines Körperteil. Mit ihnen auf jemanden zu deuten wäre unanständig. Ein paar Schritte weiter steht ein silberner, dampfender Karren. Hier werden Rotis gemacht. Kleine, heiße Pfannkuchen mit Bananen, süßer Kondensmilch oder Ei. Kunstvoll ruckelt der Kerl sie auf der Platte hin und her, schlägt ein quadratisches Raster mit dem Messer hinein und serviert sie mit zwei Zahnstochern als Essbesteck. Ringsherum Stände mit Fischerhosen, Ledersandalen, Häkelshirts und Elefantenkettchen. Mir erscheint das alles wie ein Paralleluniversum. Ein bisschen wie Kirmes. Das alles hier existiert nur um Menschen zu unterhalten.