Gedanken, Ozeanien
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Überforderung

Es gibt Tage, an denen es mir genügt, nichts zu tun. Die übliche Tagesroutine Arbeiten-Essen-Schlafen, das Ganze wieder von vorn. Das ist meine Definition von Nichtstun. Wenn es zur Vollzeitbeschäftigung wird, die Grundfunktionen des Körper aufrecht zu erhalten und das Geld nach Hause zu bringen. Wenn man gar nichts unternommen hat, um seine Beziehungen zu stärken, um seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln, oder das Gehirn auf Trab zu halten, dann ist das genau so ein Tag. Denn manchmal möchte man sich einfach mit einer Tafel Schokolade aufs Sofa fläzen und faul sein. Ich mag solche Tage nicht nur weil es ab und an schön ist nichts zu tun, sondern auch weil sie einem das Gefühl geben, dass der nächste Tag anders, besser wird.

Interessanterweise habe ich danach einen umso stärkeren Drang, etwas zu tun, etwas zu schaffen. Wenn dieser Schaffensdrang dann auf Inspiration trifft, kann es tatsächlich ein guter Tag werden.

Das Problem mit der Inspiration ist, dass sie dem Prinzip „ganz oder gar nicht“ folgt. Halb inspiriert habe ich tausend Ideen, schaffe aber nichts. Manchmal aus Trägheit, meist aus Überforderung. Wenn es zu viele Optionen gibt, verstreicht die Hälfte der Zeit unentschlossen, zweifelnd. Ich fühle mich paralysiert wie ein Kind vor hundert Bonbongläsern. Nichts scheint gut genug, zu kompliziert, zu langwierig. Ich erstelle drei leere Word-Dokumente, suche nach Ideen (Vorlagen) auf Pinterest, bearbeite ein paar Bilder, miste meinen Desktop aus, fange an zu lesen, verliere mich auf Youtube. Ich könnte etwas zeichnen, zum Beispiel eine Serie über Aucklands Stadtteile – wie ich sie schon vor fünf Wochen geplant habe, oder ich könnte für jede meiner Reisestationen ein kleines Journal erstellen, vielleicht mit den sechstausend Fotos, die auf meiner Festplatte herumlungern, oder ich könnte etwas schreiben, wie es mir so geht, wie es um mich herum aussieht, wie die Menschen sind. Ich sollte zuerst damit loslegen, angefangene Projekte zu beenden. Einen der neun Texte zu Ende zu schreiben. Oft lege ich höchstambitioniert los, gerate dann ins Straucheln um mit der Erkenntnis abzuschließen, dass es vielleicht der falsche Ansatz war und dass der nächste Versuch besser wird.

„Einfach machen“, könnte ich mir jetzt einreden. Ich selbst bin mein größter Kritiker, vielleicht ist es deswegen so schwer, einfach mal zufrieden zu sein. Oder aber man lenkt sich mit einem selbstanalysierendem Text ab.

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