Zwar bin ich noch keine drei Tage hier, aber Kuala Lumpur hat schon jetzt mein Herz erobert. Den Vergleich zu Bangkok musste ich natürlich direkt ziehen, denn KL – wie die Stadt auch kurz genannt wird – ist erst die zweite Metropole in Asien, die ich besuche. Nun, was soll ich sagen: Kuala Lumpur gewinnt diesen mit Leichtigkeit. Dabei wollte ich Bangkok wirklich gerne mögen. Und ich hatte hohe Erwartungen. Aber die Stadt macht es einem nicht einfach. Bangkok ist einfach ein riesiges, chaotisches Moloch. Und mit riesig meine ich wirklich riesig. Verkehrstechnisch eine einzige Katastrophe. Wer nicht an den Abgasdämpfen der vorbeibretternden Autos im offenen Tuk Tuk ersticken will oder während der Rush Hour in einem pinken Taxi gefangen werden möchte, der kann sich immer noch eine Mittelohrentzündung im eisig temperierten Skytrain abholen. Für Fußgänger insgesamt sowieso der blanke Horror. Neben der schwülen tropische Hitze werden wackelnde Pflastersteine, offene Kanaldeckel und freiliegende Stromleitungen zu lebensgefährlichen Hindernissen. Wenn man etwas Vorsicht walten lässt kann man es durchaus unversehrt zum Ziel schaffen, aber zusammen mit dem allgegenwärtigen Gestank von Fäulnis der aus den Wasserkanälen und Gullies hochzieht wird es irgendwann wirklich anstrengend.
Kuala Lumpur hingegen überrascht mich mit vergleichsweise blitzblanken Straßen, einem effizienten Verkehrsnetz und smogfrei-blauem Himmel. Traumhaft. Wenn man von der miefigsten Garküche Chinatowns aus noch die Petronas Towers sehen kann, dann kann es wirklich nicht schlimm sein. Überhaupt erscheint mir Kuala Lumpur ziemlich ähm, westlich. Mit den breiten, hügeligen Straßen die sich an den palmenbegrünten Hängen entlangziehen erinnert es sogar entfernt an Los Angeles, Hollywood Hills. Hier und da lugen schicke, schneeweiß gestrichene Restaurants mit großzügigen glasumzäunten Terrassen hervor. Am Bukit Bintang vergisst man für einen Moment, dass man sich in Südostasien befindet. Chanel, Dior und Co kennen scheinbar keine Nationalität, nur die Klimaanlage ist anderswo wärmer.
Mich überrascht die malaysische Mentalität. Ziemlich kontaktfreudig, aber immer respektvoll und zurückhaltend. Keine aufdringlichen Tuk Tuk-Fahrer die dich zunächst am nächsten Souvenirstand abladen bevor du endlich deinen Tempel zu Gesicht bekommst. Und glücklicherweise kann man sich mit Englisch wunderbar verständigen. Es ist schade, wie viel man an kultureller Erfahrung einbüßt wenn sprachliche Barrieren im Weg stehen. Aber hier läuft das mit der Kommunikation. Auch habe ich nicht das Gefühl, dass ich hier als alleinreisend Frau sonderlich auffalle. Dazu trägt sicherlich auch meine Kleiderwahl einen Beitrag. Lange Hose, bedeckte Schultern, die Haare hochgesteckt. So lässt sich entspannt und ungestört die Stadt erkunden